Versöhnung nach 500 Jahren – Ökumenischer Gottesdienst

Ökumenischer Gottesdienst zur Erinnerung und Aufarbeitung der Exkommunikation Martin Luthers und der reformatorischen Antichrist-Verwerfung des Papsttums

Vier Vorbemerkungen

  1. Dieser Entwurf für eine zentrale Feier kann von Gemeinden am zweiten Sonntag nach Weihnachten für Gottesdienste in ökumenischer Gemeinschaft ganz oder teilweise übernommen werden. ACK‘ s können den Entwurf während der Gebetswoche für die Einheit der Christen (18. bis 25. Januar, 17. bis 24. Mai) verwenden. Der Entwurf kann auch bei anderen Gelegenheiten im „Jahr der Ökumene 2021 / 2022“ aufgenommen werden (Pfingstmontag, Buß- und Bettag u.a.).
  2. Man kann den Verkündigungsteil IV auch vor die Teile Gedenken (II) und Aufarbeiten (III) vorziehen. Die Agape-Feier (VI) kann man auf das Beisammensein im Anschluss an den Gottesdienst verlegen.
  3. Die Zeichenhandlungen dieser Vorlage sind z. T. als Gegenmodell zu den Anweisungen in der Bannbulle vom 3. Januar 1521 gestaltet (Glocken, Kreuz, Steine, Kerzen).
  4. Festliche Musik unterstreicht die Bedeutung dieser Versöhnungsliturgie.

Eröffnen

  1. Glockenläuten
  2. Einzug mit (1) Osterkerze, (2) Bibel, (3) Dreidimensionales Christuskreuz 2017 (aus der Abtei Königsmünster in Meschede), das zunächst quer als Sperre im Altarraum platziert wird; (4) 3 große Steine (Platzierung hinten in der Kirche), (5) drei große, nicht entzündete Kerzen (Platzierung liegend hinten in der Kirche), (6) Brot und Wein (für eine Agape-Feier)
  3. Eingangslied: Der Geist des Herrn erfüllt das All; eg (Rheinland u.a.)566, GL 347
  4. Liturgische trinitarische Eröffnung
  5. Begrüßung und Einführung

Elemente:
(1) Willkommen;
(2) „2021: Jahr der Ökumene“;
(3) Thema: Versöhnung nach 500 Jahren:  3. Januar 1521 – 3. Januar 2021;
(4) Erläuterungen: Verwerfungen, Aufarbeitung, Versöhnung feiern, Zeichenhandlungen als positive Umwandlung der Exkommunikations-Handlungen vor 500 Jahren: mit Steinen und Kerzen; Agape-Feier;
(5) Vorstellung der liturgisch Beteiligten;
(6) Einladung der Gemeinde zur Beteiligung.

  1. Psalm 118 mit Leitvers und Doxologie im Wechsel von Frauen und Männern gesprochen; eg 751; GL 66
  2. Chor-Gesang

II. Gedenken

  1. Aus der Bannbulle vom 3. Januar 1521

                   (a) Einführung

Die von Papst Leo X. unterzeichnete Bannbulle berichtet 1., dass Martin Luther nicht, wie gefordert, widerrufen hat. Daher verhängt sie 2. gegen ihn und alle seine Anhänger die Strafe der Exkommunikation und andere Strafen. 3. soll diese Bulle in  Kirchen und Gottesdiensten verkündet werden.

                   (b) Textauszug

„Es ziemt sich, dass der Römische Bischof (Decet Pontificem Romanum) kraft der ihm durch göttliche Fügung übergebenen Gewalt… zur Unterdrückung der ruchlosen Unternehmungen der Bösen einschreitet…

Wir entscheiden, dass Martinus und alle die anderen unseren Strafen verfallen sind, die diesem Martinus nachfolgen, der verstockt an seinem verkehrten und verdammten Vorhaben festhält… Demnach entscheiden wir, dass sie alle der Strafe der Exkommunikation, dazu des Bannes, der ewigen Verdammnis, des Interdikts, des Verlustes ihrer und ihrer Nachkommen Würden, Ehren und Güter und der Untauglichkeit zu solchen, dazu der Einziehung ihrer Güter und der Majestätsbeleidigung verfallen sind…

Wir befehlen folgendes: Sie (die katholischen Verantwortungsträger) alle sollen… den Martinus und die anderen in den Kirchen an Sonn- und anderen Festtagen unter dem Kreuzesbanner, dem Geläut der Glocken, mit erst angezündeten, dann gelöschten, zu Boden geworfenen und zertretenen Kerzen, mit der Zeremonie des dreimaligen Steinschleudern und anderen in solchen Fällen gewöhnlich beachteten Zeremonien als Exkommunizierte, Gebannte, Verfluchte und als erklärte Ketzer öffentlich verkündigen…“

In: Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung, Bd. 3: Reformationszeit 1495 – 1555, Hg. U. Köpf, Reclam 17003, Stuttgart 2010,  S. 162,165f.

  1. Aus den Schmalkaldischen Artikeln Martin Luthers vom 24. Februar 1537

                   (a) Einführung

„Der sächsische Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige hatte Luther Anfang Dezember 1536 mit der Abfassung von Artikeln beauftragt, die die Evangelischen auf dem geplanten Konzil in Mantua vorlegen sollten. Papst Paul III. hatte dieses Konzil, das über die Glaubensspaltung verhandeln sollte, für den Mai 1537 nach Mantua berufen. Auf dem für den 10. Februar 1537 einberufenen Konvent des Schmalkaldischen Bundes in Schmalkalden – einem Verteidigungsbündnis der evangelischen Territorien – sollten diese Artikel zur Annahme vorgelegt werden. Luther konnte aber diese Schmalkaldischen Artikel dort nicht vorlegen, weil er todkrank wurde. So hatten diese Artikel den Charakter eines letzten Vermächtnisses  Luthers.“

In: Unser Glaube. Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, Hg. H. G. Pöhlmann, 3. Aufl., GTB 1289, Gütersloh 1991, S. 441.

                   (b) Textauszug

„Der Papst ist nicht iure divino  (aus göttlichem Recht) oder aufgrund von Gottes Wort das Haupt der ganzen Christenheit; denn das gehört einem allein zu, der heißt Jesus Christus. Vielmehr ist der Papst nur Bischof oder Pfarrer der Kirche zu Rom und derjenigen, die sich freiwillig oder durch menschliche Kreatur, d. h. weltliche Obrigkeit ihm angeschlossen haben, um Christen zu sein nicht unter ihm als einem Herren, sondern neben ihm als Brüder und Genossen. Das beweisen auch die alten Konzilien und die Zeit des Heiligen Cyprian

Dieses (Lehr-) Stück zeigt gewaltig, dass (der Papst) der rechte Entchrist oder Widerchrist (Antichrist) ist, der sich über und gegen Christus gesetzt und erhöht hat. Denn er will die Christen nicht selig werden lassen ohne seine Gewalt (Vollmacht), obwohl diese doch nichts ist, da sie von Gott weder angeordnet noch geboten ist. Das heißt zu Recht eigentlich „sich über Gott und wider Gott setzen“ wie der heilige Paulus (2. Thessalonicher 2,4)  sagt…

Der Papst dagegen will nicht glauben lassen, sondern sagt, man solle ihm gehorsam sein, so werde man selig. Das wollen wir nicht tun oder in Gottes Namen drüber sterben. Das kommt alles daher, dass er iure divino (aus göttlichem Recht) der Oberste über die christliche Kirche hat heißen sollen. Darum hat er sich Christus gleich und noch über Christus setzen müssen, sich als das Haupt, dann als Herrn der Kirche, zuletzt auch als Herren der ganzen Welt und geradezu als einen irdischen Gott rühmen lassen, bis er sogar den Engeln im Himmel zu gebieten sich unterstand.“

In: Unser Glaube …, a. a. O. S. 461f, Z. 393; S. 466f, Z. 399.

  1. Zeichenhandlung

Von dem Ort der Verlesung der Texte werden diese zusammen mit drei schweren Steinen des Gedenkens zum Altar gebracht und auf einem kleinen Tisch vor oder neben  dem Altar niedergelegt.

  1. Psalm 51
    Die versammelte Gemeinde betet gemeinsam: eg 727; GL 639,1 und 2.

 

III. Aufarbeiten

  1. Katholische Äußerungen

1.1              Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz zu  Lehrverurteilungen, 1994

„Wir würden es daher begrüßen, wenn die im 16. Jahrhundert ausgesprochenen Lehrverurteilungen das heutige Verhältnis der Kirchen nicht mehr belasteten und wenn die mit der geschichtlichen Erinnerung daran verbundenen Hindernisse einer engeren Gemeinschaft der Kirchen der Vergessenheit anheim gegeben würden.“

In: Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz zur Studie „Lehrverurteilungen – kirchentrennend?“, Die deutschen Bischöfe Nr. 52, Bonn 21. Juni 1994, S. 22.

1.2              Päpstliche Stellungnahmen zu Martin Luther

1.2.1           Aus der Predigt von Papst Johannes Paul II. am 22. Juni 1996 im Hohen Dom zu Paderborn

„Heute, 450 Jahre nach Luthers Tod, ist es aus dem zeitlichen Abstand heraus möglich, Person und Wirken des deutschen Reformators besser zu verstehen und ihm besser gerecht zu werden… Luthers Denken war geprägt durch eine starke Betonung des Individuums, wodurch das Bewusstsein für die Anforderungen der Gemeinschaft geschwächt wurde. Luthers Ruf nach Reform der Kirche war in seiner ursprünglichen Absicht ein Aufruf zu Buße und Erneuerung, die im Leben eines jeden einzelnen zu beginnen haben. Dass dennoch Trennung aus diesem Anfang geworden ist, hat viele Gründe. Dazu gehört jenes Versagen in der katholischen Kirche, das bereits Hadrian VI. mit bewegenden Worten beklagt hat, sowie das Hereintreten politischer und wirtschaftlicher Interessen, aber auch Luthers eigene Leidenschaft, die ihn weit über das anfangs Gewollte hinaus in eine radikale Kritik der katholischen Kirche, ihrer Lebensordnung und ihrer Lehre hineingetrieben hat. Wir alle haben Schuld auf uns geladen. Deshalb sind wir alle zur Buße aufgefordert und müssen uns immer wieder neu vom Herrn reinigen lassen.“

In: L. Accattoli, Wenn der Papst um Vergebung bittet. Alle „mea culpa“  von Papst Johannes Paul II. an der Wende zum 3. Jahrtausend, Innsbruck 1999, S. 132f.

1.2.2           Aus der Ansprache von Papst Benedikt XVI. an die Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Kapitelsaal des Erfurter Augustinerklosters am 23. September 2011

„Was Luther umtrieb, war die Frage nach Gott, die die tiefe Leidenschaft und Triebfeder seines Lebens und seines ganzen Weges gewesen ist. ´Wie kriege ich einen gnädigen Gott?´: Diese Frage hat ihn ins Herz getroffen und stand hinter all seinem theologischen Suchen und Ringen. Theologie war für Luther keine akademische Angelegenheit, sondern das Ringen um sich selbst, und dies wiederum war ein Ringen um Gott und mit Gott. ´Wie kriege ich einen gnädigen Gott?´….

Luthers Denken, seine ganze Spiritualität war durchaus christozentrisch: ´Was Christum treibet´, war für Luther der entscheidende hermeneutische Maßstab für die Auslegung der Heiligen Schrift. Dies aber setzt voraus, dass Christus die Mitte unseres Spiritualität und dass die Liebe zu ihm, das Mitleben mit ihm unser Leben bestimmt.“

In: Apostolische Reise Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. nach Berlin, Erfurt und Freiburg…, VAS Nr. 189, Bonn 28. September 2011, S. 71f.

1.2.3           Aus der Predigt von Papst Franziskus beim gemeinsamen ökumenischen Gebet in Lund/Schweden am 31. Oktober 2016

„Die geistliche Erfahrung Martin Luthers hinterfragt uns und erinnert uns daran, dass wir ohne Gott nichts vollbringen können.… Bekanntlich begegnete Luther diesem barmherzigen Gott in der Frohen Botschaft vom menschgewordenen, gestorbenen und auferstandenen Jesus Christus. Mit dem Grundsatz ´allein aus Gnade´ werden wir daran erinnert, dass Gott immer die Initiative ergreift und jeder menschlichen Antwort zuvorkommt, und zugleich, dass er versucht, diese Antwort auszulösen. Daher bringt die Rechtfertigungslehre das Wesen des menschlichen Daseins vor Gott zum Ausdruck…“

In: Papst Franziskus, Die Spaltung unter uns Christen ist ein Skandal!, Hg. St. von Kempis, Stuttgart 2017, S. 60 ff.

  1. Liedvers: „Die Kirche steht gegründet allein auf Jesus Christ…“;           eg 264,1; GL 482,1
  2. Evangelische Stellungnahmen zur Antichrist-Verurteilung des Papsttums durch Luther und reformatorische Bekenntnisschriften –  in Synodal-Erklärungen

3.1              Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland am 12. Januar 1993

„Als einen notwendigen Schritt auf dem Weg zur sichtbaren Einheit erklärt die Synode… verbindlich: Die aufgeführten reformatorischen Verwerfungsurteile im Blick auf Rechtfertigung, Abendmahl/Eucharistie und Papsttum haben für uns keine kirchentrennende Bedeutung mehr. Daraus ergibt sich u. a. als Konsequenz: ´Polemische und nicht zutreffende Ausdrücke gegen den anderen und seine Lehre müssen zurückgenommen und künftig vermieden werden.´ (LV S.195) Die Synode stellt daher fest:…

Auf ein Papsttum, dessen Amt dem Evangelium untergeordnet ist, trifft der Ausdruck ´Antichrist´ nicht zu; er wird von uns insofern künftig nicht mehr verwendet.“

In: Landessynode 1993. Bibelarbeit und ökumenische Beschlüsse, Hg. P. Beier, Düsseldorf 1993, Beschluss 94: III. Ergebnis, S. 34 f.

3.2              Gemeinsame Stellungnahme der Arnoldshainer Konferenz, der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und des Deutschen   Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes vom 19. Oktober 1994

„Ein Papstamt, das sich nicht über, sondern unter die Heilige Schrift stellt und dessen Lehrentscheidungen folglich an der Heiligen Schrift zu prüfen und zu messen sind, wird von den Verwerfungen der Schmalkaldischen Artikel, der Papst sei der Antichrist, nicht getroffen. Es ist eine offene Frage, wie die Unterordnung des Papstamtes unter das Wort Gottes angesichts des im I. Vaticanum definierten Anspruchs unfehlbarer Lehrgewalt verwirklicht werden kann.

Die evangelischen Kirchen erwarten vom römisch-katholischen Lehramt die offizielle Feststellung, dass die Verwerfungssätze von Trient die reformatorische Rechtfertigungslehre, das reformatorische Sakramentsverständnis, insbesondere das Abendmahlsverständnis, und das reformatorische Amtsverständnis nicht treffen…“

In: Texte aus der VELKD 42/1991, Hg. Kirchenamt der VELKD, 3. Aufl., Hannover 1996, Be-schluss 1;4.1.4/5 der 8. Generalssynode der VELKD, Schweinfurt 1994 (DS Nr. 29/94),S. 97,99.

  1. Liedvers: „Erkorn aus allen Völkern, doch als ein Volk gezählt…“ ;      eg 264,2; GL 482,2
  2. Ökumenische Gesichtspunkte  

5.1              Gemeinsame Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz und der   Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), 2000

„Der bisherige Dialog hat dazu geführt, dass die Aussage der Reformatoren, der Papst sei der Antichrist, heute bedauert und nicht mehr aufrecht erhalten wird…

In Entsprechung dazu ist dann auch nach lutherischen Verständnis im Blick auf die universale Ebene darüber nachzudenken, ob ein gesamtkirchlicher „Petrusdienst“ angemessen, möglich oder gar notwendig ist. Seine Aufgabe wäre es, Sorge zu tragen für das Bleiben der universalen Kirche in der apostolischen Wahrheit sowie für die weltweite volle Gemeinschaft der Kirchen und ebenso, die Orts-und Regionalkirchen in Glaube und Dienst zu ermutigen. In diesem Sinne hätte er eine pastorale Aufgabe an allen Kirchen und wäre zugleich ihr Repräsentant.“

In: Communio Sanctorum. Die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen, Paderborn/Frankfurt-Main 2000, S. 92, 94 f.

5.2.             Aus der Erklärung des Altenberger Ökumenischen Gesprächskreises von Pfingstsonntag, 31. Mai 2020

„Plädoyer für die Außerkraftsetzung der  Bannbulle von Papst Leo X. gegen Martin Luther samt allen seinen Anhängern und für die Rücknahme des  reformatorischen Verdikts gegen den Papst als ´Antichrist´“

„Wir danken Gott, dass die ökumenischen Bemühungen in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den Gesprächen zwischen Katholiken und Lutheranern maßgeblich dazu beigetragen haben, die damaligen Ereignisse in neuem Licht zu sehen. Viele Bemühungen im Projekt ´Lehrverurteilungen – kirchentrennend?´ haben in dem wichtigen Konsens über die Rechtfertigungslehre von Augsburg (1999) einen Höhepunkt gefunden. Deshalb scheint uns anlässlich der Erinnerung an die Veröffentlichung der Bannbulle vor 500 Jahren am 3. Januar 1521 die Zeit dafür reif zu sein, dass der damals verhängte Kirchenbann, der nicht nur dem Reformator Martin Luther, sondern auch all seinen Gefolgsleuten galt, eine neue Beurteilung erfährt. Diese muss sowohl die Verurteilung Luthers durch Leo X. als auch Luthers Verdikt gegen den Papst als „Antichrist“ einbeziehen.…

Angesichts dieser hoffnungsvollen Entwicklungen und im Blick auf den 500-jährigen Gedenktag am 3. Januar 2021 ersuchen wir den gegenwärtigen Bischof von Rom, Papst Franziskus, in Absprache mit dem Päpstlichen Rat zur Förderung der christlichen Einheit zu erklären, dass die Verurteilungen der Bannbulle von 1521 die heutigen Angehörigen evangelisch-lutherischer Kirchen nicht treffen… Ebenso ersuchen wir den Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, Erzbischof Dr. Panti  Filibus Musa aus Nigeria, zusammen mit dem Exekutivkomitee des Lutherischen Weltbundes zu erklären, dass die Verwerfungen der Päpste als „Antichrist“ durch Martin Luther und evangelisch-lutherische Bekenntnisschriften das heutige Papsttum und seine Amtsinhaber nicht treffen.“

In: Verdammt in alle Ewigkeit? Der Konflikt zwischen Luther und Papst nach 500 Jahren, Hg. H.-G. Link/J. Wohlmuth, Göttingen/Mainz 2020, S. 32ff.

  1. Liedvers: „Schon hier ist sie verbunden mit dem, der ist und war…“        eg 264,3; GL 482,3.
  2. Zeichenhandlung

An dem Ort der Verlesung der Erklärungen werden drei große liegende Kerzen aufgerichtet, entzündet, zum Altar gebracht und dort aufgestellt.

IV. Verkündigen (kann vor II und III geschehen)

  1. Gemeinsames Lied: Licht, das in die Welt gekommen; eg 552, 1.2.6
  2. Schriftlesung aus dem Alten Testament: Jesaja 61,1-3:

„Der Geist des Herrn ruht auf mir… zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn.“

  1. Lied: Lasst euch mit Gott versöhnen, Vers 1 und 2:

Du, Vater, hast die ganze Welt / in deine Hand geschrieben
Auch wer sich dir entgegenstellt, / den wirst du immer lieben
Du lässt uns deine Kinder sein / und lädst an deinen Tisch uns ein:
Lasst euch mit Gott versöhnen!

Dein Sohn hat unsre Nacht erhellt; / er kam auf diese Erde,
dass zwischen Gott und seiner Welt / ein neuer Friede werde.
Vom Kreuz ruft er zu uns herab: / Auf, steigt mit mir aus eurem Grab!
Lasst euch mit Gott versöhnen!

  1. Evangelium: Matthäus 5,21-25: „Versöhne dich mit deinem Bruder…“
  2. Lied: Lasst euch mit Gott versöhnen, Vers 3 und 4:

Die Liebe Christi will befrei´n, / sie drängt uns, Not zu wenden.
So lass uns deine Zeugen sein / mit Worten und mit Händen,
dass jeder, der uns hört und sieht, / einstimme in das neue Lied:
Lasst euch mit Gott versöhnen!

Hilf, alle Spaltung, allen Schmerz / in dir zu überwinden!
Schenk deinem Volk ein neues Herz; / lass uns die Einheit finden,
dass sie der Welt ein Zeichen sei / für deine große Lieb´ und Treu´:
Lasst euch mit Gott versöhnen!

 Text: Thomas Stubenrauch 2016; Melodie: eg 329, 506; GL 463

  1. Predigtim Dialog?
  2. Musik/Chor

V. Versöhnen

  1. Zeichenhandlung: Kreuz aufrichten

Von der Querlage als Barriere wird das dreidimensionale Kreuz in die aufrechte Position  gestellt als Zeichen der Versöhnung.

  1. Gemeinsames Versöhnungsgebet, gemeinsam gesprochen

Du ewiger, barmherziger Gott,
Du bist ein Gott des Friedens, der Liebe und der Einigkeit,
nicht des Zwiespalts
Weil aber deine Christenheit dich verlassen hat
und von deiner Wahrheit gewichen ist,
hast du sie sich teilen und trennen lassen,
auf dass sie mit ihrer vermeintlichen Weisheit
in der Uneinigkeit zuschanden würde
und zu dir, der du die Einigkeit liebst, zurückkehre

Wir armen Sünder,
denen du solches gnädiglich verliehen hast zu erkennen,
bitten und flehen dich an,
du wollest durch den Heiligen Geist alles Zertrennte zusammenbringen,
das Geteilte vereinigen und ganz machen,
auch uns geben, dass wir zu deiner Einigkeit umkehren,
deine einige ewige Wahrheit suchen,
von allem Zwiespalt abweichen,
dass wir eines Sinnes, Wissens und Verstandes werden,
der da gerichtet sei auf Jesus Christus, unseren Herrn,
damit wir dich, unseren himmlischen Vater,
mit einem Munde preisen und loben mögen,
durch unseren Herrn Jesus Christus im Heiligen Geist. Amen.

Martin Luther, Betbüchlein von 1522, in: Mit Gottes Volk auf Erden. Ökumenischer Fürbittkalender, Hg. H.-G. Link, 2. Aufl., Frankfurt Main 1989, S. 269f.

  1. Biblischer Zuspruch: 2. Korinther 5, 17 – 21
  2. Vergebungsbitte, jeweils von evangelischer und katholischer Seite gesprochen

„Liebe Schwestern und Brüder, ich bitte euch um Vergebung alles Unrechts, das die Angehörigen meiner Kirche und auch ich euren Vorfahren oder euch, sei es in der Vergangenheit oder in der Gegenwart, angetan haben. Zugleich spreche ich euch meine eigene Vergebung und im Namen meiner Kirche Vergebung aus. Amen.“

(Aus der Versöhnungsliturgie zwischen Katholiken, Böhmischen Brüdern und Hussiten am 15. Juni 2015 in Rom und am 20. Juni in Prag, in: Zeit der Versöhnung. Wege in die Zukunft der Ökumene, Hg. H.-G. Link/D. Sattler, Göttingen 2017, S. 151.)

 

Jeweilige Antwort der Gemeinde:

„Wir vergeben und bitten um Vergebung. Amen.“

(Wort der polnischen Bischöfe an Christen in Deutschland, 1965)

  1. Austausch des Friedensgrusses in der gesamten Gemeinde
  2. Danksagung

                   (a) Danklied: Halleluja. Ihr seid das Volk, dass der Herr sich ausersehn…(GL 483)                        

                   (b) Chormusik

VI. Agape Feiern (kann auch im Anschluss an den Gottesdienst geschehen)

  1. Hinführende Worte
  2. Lesung: Markus 6,35-44 – Die Speisung der 5000
  3. Lied: Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht (eg 667,1-3; GL 470,1-3)
  4. Agape-Liturgie

4.1              Lobpreis über den Schöpfungsgaben

Gepriesen seist du, Herr, Gott des Universums! Gepriesen, weil du das Brot aus der Erde hervorbringst; gepriesen, weil du die Frucht des Weinstock geschaffen hast; gepriesen, weil du alle Geschöpfe ernährst. Gepriesen seist du durch uns und unsere Gemeinschaft in Jesus Christus, unserem Herrn.

4.2              Segensworte zu Brot und Wein          

Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt, wir danken dir für Brot und Wein, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Dein Sohn hat Brot gesegnet und es Hungrigen zu essen gegeben. Wasser hat er in Wein verwandelt zum Zeichen des himmlischen Hochzeitsmahles. Am Abend vor seinem Leiden gab er sich selbst im Zeichen des Brotes und des Weines seinen Jünger zur Speise und zum Trank.

In seinem Namen bitten wir dich: Segne (+) dieses Brot und (+) diesen Wein. Stärke uns mit deinen Gaben. Lass uns nicht nur an uns selbst denken, sondern bereit sein, anderen beizustehen und geschwisterlich zu teilen. Lass uns in der Gemeinschaft mit allen Menschen deine Vatergüte preisen, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

4.3              Bitte um den Geist                                                                                                                                              Du, Gott, bist die Liebe. Wir wollen einander die Hände reichen. Knüpfe du das Band der Liebe zwischen uns. Lass uns miteinander verbunden sein, deine Verbündeten, erfüllt vom Geist des Teilens. Lass uns aufeinander achtgeben, damit jeder sich geliebt weiß, hier in unserer Gemeinschaft und wenn wir wieder im Alltag unsere Wege gehen. Amen.

  1. Lied: Laudato si (eg 515,1-2.6-9)
  2. Teilen von Brot und Wein

Jede/r bricht seinem/ihrem Nachbar/in ein Stück Brot, anschließend schenkt sie/er ihm/ihr Wein ein. Worte zur Weitergabe von Brot und Wein: „Brot zum Leben“ – „Wein zur Freude“. Während des Essens und Trinkens wird meditative Musik gespielt.

  1. Dankgebet

Wir sagen dir Dank, Vater, für dieses Mahl, das wir zusammen gehalten haben. Wie das Brot auf dem Tisch aus vielen Körnern besteht, so sammle und eine deine Kirche auf dem ganzen Erdenrund in der Herrlichkeit deines Reiches, dass sie allen Menschen zum Zeichen deiner Liebe werde. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn, Amen.

  1. Gemeinsames Lied: Pilger sind wir Menschen

In: Lautstärke, DEK Dortmund 2019, Nr. 5                                                                                                          Texte in: G. Fuchs, Agape-Feiern in Gemeinde, Gruppe und Familie, Regensburg 1997,            S. 84ff.

 

VII. Danken

  1. Danksagung

1.1 Katholischer Dank an evangelische Geschwister
Wir danken Gott für die geistlichen, die theologischen und ethischen Impulse der Reformation, die wir in der katholischen Kirche teilen können. Ich nenne die Wertschätzung des Wortes Gottes und der Heiligen Schrift. Ich nenne die Rechtfertigungslehre: Es ist auch für die katholische Kirche wichtig zu erkennen, dass ein Mensch nicht aus Werken des Gesetzes, sondern aus dem Glauben an Jesus Christus gerechtfertigt wird. Wir sehen das Engagement so vieler Männer und Frauen in den evangelischen Gemeinden als lebendiges Zeugnis des Glaubens. Wir schätzen die intensiven Diskussionen und  verantwortungsvollen Entscheidungsprozesse in den Synoden. Wir sind beeindruckt von dem starken Einsatz der evangelischen Kirche in der Diakonie, in unserem Land und auf der ganzen Welt. Vieles wäre noch zu nennen.

Liebe evangelische Glaubensgeschwister:
Wir danken Gott, dass es Sie gibt und dass Sie den Namen Jesu Christi tragen.

Antwort der Gemeinde: „Guter Gott, wir danken dir“.

1.2 Evangelischer Dank an katholische Geschwister
Wir danken Gott für das Glaubenszeugnis der katholischen Kirche. Wir sehen, dass sie im wahren Sinne des Wortes eine Weltkirche ist, die Nationen, Sprachen und Kulturen verbindet. Wir schauen voll Achtung auf die Liebe zur Liturgie, die in der katholischen Kirche gepflegt wird. Wir schätzen die besondere Aufmerksamkeit für die Überlieferungen des Glaubens, Bekennens und Denkens, die die Geschichte der Christenheit und so auch unsere Geschichte geprägt haben. Wir wissen uns herausgefordert, unser eigenes Verständnis von Kirche und Kircheneinheit, von Ordination und Amt im Dialog mit der katholischen Theologie zu vertiefen. Wir sind beeindruckt vom karitativen Dienst der katholischen Kirche in unserem Land und auf der ganzen Welt. Vieles wäre noch zu nennen.

Liebe katholische Glaubensgeschwister:
Wir danken Gott, dass es Sie gibt und dass Sie den Namen Jesu Christi tragen.

Antwort der Gemeinde: „Guter Gott, wir danken dir“.

In: Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen. Ein gemeinsames Wort zum Jahr 2017, Gemeinsame Texte 24, Hg. EKD/Sekretariat der DB, 16.  September 2016, S. 80.

  1. Zeichenhandlung: Austausch von Geschenken
    Z. B. gegenseitiges Überreichen der neuen Bibelübersetzungen von 2017, Werkausgabe von Luthers Schriften, Enzykliken von Papst Franziskus
  2. Danklied: Nun singe Lob, du Christenheit; eg 265,1-5; GL 487,1-5
  3. Fürbitten mit Kyrie-Gesang aus Taizé
  4. Vater unser (Dabei reichen wir einander die Hände.)
  5. Ausblick auf das „Jahr der Ökumene 2021“
    18. bis 25. Januar:           Gebetswoche für die Einheit der Christen
    3. März:                           1700 Jahre Einführung des Sonntags als staatlicher
    Feiertag durch Kaiser Konstantin im Jahr 321
    18./19.  April:                   Luther-Rede vor Kaiser und Reich und Entgegnung von
    Kaiser Karl V.  in Worms vor 500 Jahren
    13. bis 16. Mai:               3. Ökumenischer Kirchentag in Frankfurt/Main:
    „Schaut hin“               (Markus 6,38)
    24. Mai:                          Ökumenische Begegnungen am Pfingstmontag
    25. Juni (CA-Tag):          Gedenkgottesdienst in Rom an die Ereignisse von 1521
    17. November:                Buß-  und Bettag:
    Beginn eines ökumenischen synodalen Weges
    11. Dezember                 Konstantin-Edikt im Jahr 321: 1700 Jahre jüdisches
    Leben
    in Köln und Deutschland
  6. Ökumenischer Segen (gesungen?)
    Eine/r legt dabei dem/r anderen Teilnehmenden  die Hand auf die Schulter.

8.   Loblied: Großer Gott, wir loben dich;  eg 331,1-2.9-11; GL 380,1-2.9-11
(mit Chor-Oberstimme)
9.   Gemeinsamer Auszug

                                  (Geringfügig überarbeitete Fassung vom 5. März 2021)